Nachdem ich mich in den ersten beiden Teilen dieser
Artikelserien mit der Einführung, den Unterschieden zur Vorversion und den
möglichen Kosten beschäftigt hatte, möchte ich heute die Lizenzmodelle anhand
bestimmter Szenarien beschreiben. Dabei konzentriere ich mich nicht nur auf
SharePoint selbst, sondern auch auf die erforderlichen Lizenzen der Backend-Systeme.
Ich versuche bei meinen gewählten Szenarien die komplette Bandbreite von
SharePoint Foundation und SharePoint Server 2013 abzudecken.
Szenario 1: SharePoint Foundation 2013
Stand-alone Farm (25 Nutzer)
Das denkbar einfachste Szenario, bei dem SharePoint
Foundation 2013 in einem Stand-alone-Modus betrieben wird. 25 interne Nutzer
greifen auf die Farm mit ihren Active Directory-Accounts zu.

- 1 Windows Server 2012 Essentials Serverlizenz
Sollte die Nutzerzahl 15 unterschreiten, könnte alternativ
auch Windows Server 2012 Foundation als Server-Betriebssystem eingesetzt werden,
wobei diese Lizenzvariante nur als OEM zur Verfügung steht. Für Windows Server
Essentials und Foundation sind keine weiteren CALs erforderlich.
Beachtet werden muss auch, dass Windows Server 2012 ein
Prozessorlizenzmodell ist. Windows Foundation ist auf eine Maschine mit einem
Prozessor, die Essentials-Edition auf bis zu zwei Prozessoren beschränkt.
Neben der Nutzerlizenz kann alternativ auch eine
Gerätelizenz erworben werden. Hierbei verdoppelt Microsoft die Anzahl und
ermöglicht den Zugriff durch 50 Geräte, anstelle der 25 Nutzerlizenzen.
Szenario 2: SharePoint Foundation 2013
Stand-alone Farm (50 Nutzer)
Analog Szenario 1 nur mit einer höheren Nutzerzahl.

- 1 Windows Server 2012 Standard Serverlizenz*
- 50 Windows Server 2012 Standard Clientzugriffslizenzen
(CALs)
Bei mehr als 25 Nutzern bzw. 50 Geräten reicht die Small
Business-Variante vom Windows Server nicht mehr aus. Hier muss mindestens eine Windows
Server 2012 Standard-Serverlizenz sowie die dazugehörigen Zugriffslizenzen
erworben werden.
*Jede Windows Server
2012 Serverlizenz deckt bis zu zwei physikalische Prozessoren ab. Sollten mehr
als zwei im Einsatz sein, erhöht sich die Anzahl der erforderlichen Lizenzen.
Im Folgenden gehe ich jeweils von maximal zwei Prozessoren aus.
Szenario 3: SharePoint Foundation 2013 mit
separatem SQL Server (50 Nutzer)
Analog Szenario 2, jedoch mit separatem SQL Server.

- 2
Windows Server 2012 Standard Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz*
- 50
Windows Server 2012 Standard Clientzugriffslizenzen
* SQL Server 2012 kann
entwender als Server oder Core-Lizenz erworben werden. Der Datenbankserver wird
für den Einsatz von SharePoint Server 2013 in drei Varianten ausgeliefert:
Standard, Business Intelligence oder Enterprise, wobei die Enterprise-Edition
nur pro Kern lizenziert werden kann. Im Folgenden gehe ich jeweils von einer
Serverlizenz aus.
Szenario 4:
SharePoint Foundation 2013 mit separatem SQL Server im Extranet (50 Nutzer)
Die aus Szenario 3 beschriebene SharePoint Foundation-Farm
wird als Extranet bereitgestellt, auf das 50 externe Nutzer zugreifen.

- 2 Windows Server 2012 Standard Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverliz
- 1
Windows Server 2012 External Connector
Der Zugriff von externen Nutzern (nicht Named User*) kann
durch einen Windows Server External Connector gebündelt werden.
*Ein „Named User" ist
ein dem Unternehmen namentlich bekannter Nutzer. Dazu gehören Teil- und
Vollzeitmitarbeiter, Praktikanten oder Beschäftigte aus
Arbeitnehmerüberlassungen.
Szenario 5: SharePoint Server 2013 Stand-alone
(50 Nutzer)
SharePoint Server Stand-alone Farm (integrierte SQL
Express-Datenbank) mit 50 internen Benutzern, die ausschließlich
Standardfunktionen verwenden.

- 1 Windows Server 2012 Standard Serverlizenz
- 1 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 50 Windows Server 2012 Standard CALs
- 50 SharePoint Server 2013 Standard CALs
Szenario 6: SharePoint Server 2013 mit
separatem SQL Server (50 Nutzer)
Analog Szenario 5, jedoch mit separatem SQL Server.

- 2 Windows Server 2012 Standard Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz
- 1 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 50 Windows Server 2012 Standard CALs
- 50 SharePoint Server 2013 Standard CALs
Szenario 7:
SharePoint Server 2013 als reines Extranet (50 Nutzer)
SharePoint
2013-Farm als reines Extranet mit separatem SQL Server.

- 2 Windows Server 2012 Standard-Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz
- 1 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 1 Windows Server 2012 External Connector
Dieses Szenario beschreibt die wichtigste Neuerung in der
Lizenzierung von SharePoint 2013. Für den Bebrieb von Extranet- oder
Internetportalen sind keine zusätzlichen SharePoint CALs oder eine teure
Internet-Lizenz (SharePoint Server for Internet Sites) mehr erforderlich. Diese
Änderung macht SharePoint für den Betrieb in einem Extranet- bzw. Internetszenario
noch interessanter, da die Investitionskosten für Lizenzen im Vergleich zur Vorversion
deutlich geringer ausfallen.
Szenario 8:
SharePoint Server 2013 als Intranet und Extranet (50 interne, 50 externe
Nutzer)
Analog Szenario 7 mit dem Unterschied, dass auf die SharePoint-Farm
auch interne Nutzer zugreifen. Diese verwenden ausschließlich SharePoint-Standardfunktionen.

- 2 Windows Server 2012 Standard Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz
- 1 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 1 Windows Server 2012 External Connector
- 50 SharePoint Server 2013 CALs
Sollten auf eine Extranet-Farm interne Named User zugreifen,
müssen für diese Clientzugriffslizenzen erworben werden. Die Extranet-Zugriffe
werden über den Server abgedeckt.
Szenario 9:
SharePoint Server 2013 als Internet-Farm (nur anonyme Zugriffe)
SharePoint Server 2013-Farm für den ausschließlichen Betrieb
eines anonymen Internetportals.

- 2 Windows Server 2012 Standard Serverlizenzen
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz
- 1 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 1 Windows Server 2012 External Connector
Für Internetszenarien reicht in Zukunft die SharePoint Serverlizenz
aus. In den Vorversionen war hier jeweils eine teure Internetlizenz
erforderlich.
Szenario 10: Mittlere
SharePoint Server 2013-Farm (500 Nutzer, davon 50 die Enterprise Features
nutzen)
SharePoint Server 2013-Farm mit zwei Fontend-Servern und
einem separatem SQL Server. Insgesamt greifen 500 Nutzer auf die Farm zu, 50
davon verwenden Enterprise Features von SharePoint Server 2013.

- 3 Windows Server 2012 Standard Serverlizenz
- 1
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz
- 2 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 500 SharePoint Server 2013 Standard CALs
- 50 SharePoint Server 2013 Enterprise CALs
Da nur 50 von den insgesamt 500 Nutzern
Enterprise-Funktionen verwenden, müssen nur für diesen Nutzerkreis die
Enterprise CALs erworben werden. Eine Enterprise CAL setzt eine vorhandene
Standard CAL voraus.
Szenario 11:
SharePoint Server 2013 als hochverfügbare Farm (500 Nutzer)
Hochverfügbare SharePoint-Farm mit zwei Frontend-Servern,
einem Anwendungsserver und einem SQL Server Cluster. Die Anwender nutzen alle
Enterprise-Features.

- 5 Windows Server 2012 Standard Serverlizenz*
- 2
SQL Server 2012 Standard Core/Serverlizenz*
- 3 SharePoint Server 2013 Serverlizenz
- 500 Windows Server 2013 CALs
- 500 SharePoint Server 2013 Standard CALs
- 500 SharePoint Server 2013 Enterprise CALs
*Failover Clustering
ist nun Bestandteil von Windows Server 2012 Standard. In den Vorversionen war
hierfür eine Enterprise bzw. Datacenter-Edition erforderlich
*Die SQL Server
Standard-Serverlizenz ermöglicht ein Failover-Clustering von bis zu zwei
Knoten. Mehr als zwei Knoten erfordert eine Enterprise-Lizenz.
Wie man anhand dieser Szenarien erkennen kann, ist die
Lizenzierung von SharePoint-Umgebungen keine triviale Angelegenheit. Eine
falsch lizenzierte Serverfarm kann unter Umständen richtig ins Geld gehen.
Daher empfehle ich bei auftretenden Fragen immer einen Lizenzspezialisten
aufzusuchen. Sollte ich hier ein Szenario vergessen haben oder es noch Fragen
geben, meldet Euch bitte bei mir!
Damit soll meine Artikelserie aber noch nicht zu Ende sein.
Ich plane in weiteren Beiträgen mich mit der Lizenzierung von Office 365 sowie
den Cloud Apps für Office und SharePoint zu befassen. Außerdem werde ich am
Ende eine Sammlung von gestellten Fragen veröffentlichen.
Weitere Artikel aus dieser Serie:
Bereitgestellt
11 Feb 2013 7:32
von
Fabian Moritz